Nähen im Zendo am Fluss

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Termine nach individueller Absprache.

Thomas-JoShin praktiziert seit über 30 Jahren Zazen und studierte viele Jahre zusammen mit der Ehrwürdigen ShoShin Capocasa in der Nähtradition von Tomoe Katagiri das Nähen von Rakusu und der O`Kesa. Dieses Näh-Wissen  vermittelt er weiter im praktischen Unterricht an all diejenigen die ein Rakusu oder O’Kesa nähen wollen um den Weg des Bodisattva zu gehen. Die Nähdaten werden individuell gestaltet und orientieren sich an den zeitlichen Möglichkeiten des Einzelnen. Dies kann stundenweise sein, ein ganzer Tag, oder ein ganzes Wochenende.

 

Als Buddha Shakyamuni sein kleines Fürstentum verliess um Antworten auf die Frage von Leben und Tod zu bekommen verschenkte er seine kostbaren Gewänder und nähte sich (so die Legende) aus Lumpen und Leichentüchern ein einfaches Gewand. In der Zentradition nennen wir dieses Robe  «O’Kesa» .

Das O’Kesa wird heute meistens von ordinierten Zenpriestern/innen getragen, die Zuflucht zur Lehre des Buddha genommen haben oder von Menschen, die ihr Leben einfach nur dem Zen widmen. Es gibt auch für Laienpraktizierende eine verkleinerte Form des O’Kesa, das «Rakusu» genannt wird. In unserer Zentradition von Kobun Chino Roshi spielen diese Unterschiede aber keine grosse Rolle. 
Das Nähen eines Rakusu oder einer O'Kesa beinhaltet je nach Grösse zwischen einigen hundert und mehreren tausend Stichen mit Nadel und Faden. Jeder Näh-Punkt in diesem Nähvorgang symbolisiert eine Zazeneinheit. Wenn die Nadel den Stoff durchdringt rezitieren wir in Stille: «Für alle hungrigen Geister».... Wenn wir die Nadel mit Faden aus dem Stoff herausziehen rezitieren wir «Frieden». Es ist ein unendliches Mantra.
In diesem Prozess sehen wir ganz konkret, dass Praxis wahrlich unendlich ist. Das grosse O‘Kesa besteht aus 7 oder 9 zusammengesetzten Bahnen. Das kleine Rakusu wird aus 5 sehr kleinen Bahnen zusammengesetzt. 
Der Buddha schuf damit aus Lumpen die keiner mehr haben wollte ein Gewand und verwandelte alte, verachtete und schmutzige Stoffe in die Kleidung eines wahrhaft Praktizierenden. Das niedrigste wurde somit zum höchsten, so wie ein Lotus im Schlamm wächst. Dieses Gewand wurde damit auch zum Symbol der Weitergabe der Lehre des Zen, die er seinem Schüler Mahakasyapa zusammen mit dem O’Kesa übertrug. 
Das Kesa oder das Rakusu wird mit dem Körper bzw. auf dem Körper getragen, der Zazen praktiziert. Dieser Körper, der im tiefen Vertrauen Zazen prakziziert, ist Buddha. Das bedeutet, vollkommen eins mit Zazen zu sein, in vollkommener Verbundenheit mit allem um uns herum, mit dem ganzen Universum. 
Mit dem Nähen von Kesa und Rakusu sind verschiedene Gelübde und Versprechen verbunden die wir auf uns nehmen, wenn wir beginnen den Buddhistischen Weg zu praktizieren. In einer kleinen Zeremonie, die «Jukai» oder «Tokudo» genannt wird, wird uns das Rakusu oder O’Kesa zusammen mit einem neuen buddhistischen Namen von einer buddhistischen Lehrerin oder einem buddhistischen Lehrer übertragen.

Das Nähen und Tragen von Rakusu und O’Kesa während des Zazen ist eine Tradition, die über viele Generationen übermittelt zu uns gekommen ist, anderseits gibt es aber aus der Sicht des Zen keine Tradition, sondern nur aktuelle Gegenwart. Die Sein-Zeit in der der Buddha seine O’Kesa  nähte und trug unterscheidet sich nicht von unserer Sein-Zeit in der Gegenwart. Die Praxis des Tragen dieser Gewänder im Zazen ist über viele Generationen immer im Hier und Jetzt geschmiedet worden. Und auch wir können dies nur im Hier und jetzt tun. Tradition existiert nur, wenn wir Dinge abgetrennt sehen von der Gegenwart.